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Melodie-Variationstechniken

Es geht in diesem Praxistipp darum, eine bestehende Melodie als Material zu nutzen, um daraus Neues zu erstellen. Dabei können vermeintlich neue Melodien entstehen, die letztendlich im Kern dennoch mit der Originalidee verwandt sind.


Vorgehen + Beispiele

Ich liste folgend ein paar Variationstechniken für Melodien auf. Voraussetzung ist dabei, dass schon eine Melodie als Grundlage existiert und man mit diesem Material arbeiten kann. Es ist dabei hilfreich, diese Melodie / das musikalische Thema stark verinnerlicht zu haben.


Original

Ich habe mir folgende Melodie überlegt:

melodie-variationstechniken__original_noten.jpg

melodie-variationstechniken__original_pianoroll.png


Umkehrung

Eine Umkehrung bedeutet, dass die Tonhöhe der Noten entlang einer Notenzeile für jede Noten gespiegelt wird. Ich verstehe diese Technik als grobes Prinzip. Natürlich kann man das sehr mathematisch und genau nehmen und entsprechend eine Notenzeile als Spiegelpunkt festlegen und dann alle Noten exakt gleichmäßig spiegeln. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die neue Melodie nicht mehr in die Tonart der Originalmelodie passt. Wenn ich eine Umekehrung mache, versuche ich in erster linie die Richtung des nächsten Melodietons umzukehren, um danach auch noch darauf achten zu können, dass die Tonalität und am besten auch die Harmonien stimmen.

Hier die Originalmelodie umgekehrt, sodass eine potentielle akkordische Begleitung durch C, F, C, G noch passend würde und ausnahmsweise mit dem gleichen Ton bei der sechsten Note - sowas darf man sich auch erlauben):

melodie-variationstechniken__umkehrung_noten.jpg

melodie-variationstechniken__umkehrung_pianoroll.png


Krebs

Beim Krebs geht man ähnlich vor, wie bei der Umkehrung. Allerdings spiegelt man nicht die Melodie an einer Stelle, sondern dreht sie komplett um. Auch hier interpretiere ich die Technik freier und versuche das neue Ergebnis noch passig zum Original zu halten. Schwierig, aber eventuell auch interessant, kann es auf den Rhythmus bezogen werden. Es ändern sich nämlich eventuell die Schwerpunkte und Betonungen der Originalmelodie.

Ich habe dieses mal nicht darauf geachtet, wie potentielle Harmonien passen könnten, sondern habe die Melodie ganz technisch umgedreht:

melodie-variationstechniken__krebs_noten.jpg

melodie-variationstechniken__krebs_pianoroll.png


Augmentation

Man kann Melodien nicht nur in ihrer Richtung verändern. Man kann die Melodie auch nehmen und deren Notenwerte verändern. Bei einer Augmentation vergrößert man die Notenwert, wodurch die neue Melodie langsamer wirken kann. So eine Technik kann interessant werden, wenn man z.B. eine begleitende Stimme komponieren möchte, die von der Idee her eng verwandt mit der Originalidee ist.

Ähnlich wie beim Krebs können die Schwerpunkte der Melodie auch hier abweichen:

melodie-variationstechniken__augmentation_noten.jpg

melodie-variationstechniken__augmentation_pianoroll.png


Diminution

Die Diminution ist im Grunde das Gegenteil der Augmentation: man verkleiner die Notenwerte. Das wiederum kann eine interessante Technik sein, um z.B. ein kurzlebiges Ostinato-Motiv zu bekommen, das die Orignalmelodie begleitet.

Auch hier sind Melodieschwerpunkte wieder anders - ich habe entsprechend die Abänderung noch etwas anders im Takt beginnen lassen als bei den anderen Beispielen:

melodie-variationstechniken__diminution_noten.jpg

melodie-variationstechniken__diminution_pianoroll.png


Fazit

Diese Variationstechniken können dabei helfen, auf sehr logischer, bzw. quasi mathematischer Basis eine Idee fortzuspinnen. Das macht diese Techniken auch nützlich bei einer kreativen Blockade. Außerdem sind sie gut dafür geeignet vermeintlich neues Material zu erzeugen, das im Kern letztendlich dennoch verwandt mit dem Original ist und somit eine gewisse Homogenität erzeugen lässt.