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Melodien durch Intervalle

Dieser Praxistipp soll dabei helfen, Melodien (bzw. musikalische Themen) zu komponieren. Der Ansatz ist hierbei basierend auf Intervallen. Ich werde vor allem dabei die von mir subjektiv wahrgenommenen Wirkungen von Intervallen als Grundlage voraussetzen. Entsprechend ist dieser Praxistipp vor allem eher subjektiv zu interpretierender Tipp.

Theorie zu dieser Praxis:


Vorgehen

Wenn ich beim Kreieren von Melodien die Intervalle mit berücksichtige, muss das nicht zwingend bedeuten, dass ich von Ton zu Ton jedem Sprung mit einem Intervall einen tieferen Sinn geben möchte. Es geht mir hierbei vielmehr darum, dass man in einer Melodie gewisse Tonsprünge mit Hilfe von Intervallen hervorheben, bzw. einer Melodie insgesamt einen gewissen Charakter geben könnte. Praktisch gesehen könnte das z.B. bedeuten, dass ich viele leere Intervalle wie Quarten, Quinten oder Oktaven nutze, um somit eine gewisse Art Leere oder Schwebe zu erzielen. Hingegen könnte ich auch sehr enge Melodien komponieren, die mit vielen kleinen Sekunden als Intervalle gebaut sind, um die Melodie eher unbehaglich oder schräg wirken zu lassen.

Um ein mögliches Vorgehen konkret werden zu lassen, möchte ich direkt einfach mal versuchen eine Melodie zu komponieren und den Prozess dabei zu notieren.


Beispiel

Hast du noch Probleme mit Notenlesen und dir fehlt hier eine Klaviatur, um die gezeigte Melodie besser zu verstehen? Mach dir doch ruhig einen Account, damit du kommentieren kannst und lass es mich so wissen! Ggf. fällt mir noch etwas ein, um dieses Problemchen zu lösen. (-;

Meine Idee ist es, mit einer Art Unbehagen zu beginnen. Ich entscheide mich dazu viele kleine Sekunden zu nutzen und bin dabei rhythmisch in einem 3/4-Takt zu sein. Durch dieses Taktmaß erscheint mir das alles ein bisschen tänzerischer und zugleich schwebender:

Melodien_durch_Intervalle_Beispiel_1_Schritt_1.jpg

Anschließend möchte ich einen leicht ungewissen und auch fragenden Charakter haben. Dazu gehe ich eine kleine Sekunde abwärts und eine Quinte aufwärts. Die Quinte hat, meiner Empfindung nach, den Drang nach unten zu leiten. Ein Sprung aufwärts ist entsprechend für mich "in die Schwebe führend" und zugleich auch wie ein Fragezeichen:

Melodien_durch_Intervalle_Beispiel_1_Schritt_2.jpg

Damit die Melodie homogen wirkt und ich außerdem möchte, dass der unbehagliche Charakter bestehen bleibt, arbeite ich wieder mit kleinen Sekunden ab und auf und wiederhole auch den gleichen Rhythmus:

Melodien_durch_Intervalle_Beispiel_1_Schritt_3.jpg

Jetzt möchte ich die Spannung weiter aufbauen und zugleich eine Art dramatischen Fall einbauen. Dazu wiederhole ich, wie im Teil der Melodie davor, den Rhythmus und baue wieder einen Sprung eines größeren Intervalls ein - allerdings dieses Mal einen Tritonus:

Melodien_durch_Intervalle_Beispiel_1_Schritt_4.jpg

Es soll nun ein kurzes Aufatmen aufkommen, das nach diesem "Drama" ggf. auch ein bisschen Hoffnung andeutet - das mache ich, indem ich eine große Terz mit einarbeite. Um den Part noch weiterhin etwas ungewiss zu belassen und zugleich auch mit den vorigen Parts zu verbinden, arbeite ich auch wieder mit kleinen Sekunden und dem gleichen rhythmischen Motiv:

Melodien_durch_Intervalle_Beispiel_1_Schritt_5.jpg

Anschließend soll es wieder melancholisch werden, was ich mit einer kleinen Terz erziele:

Melodien_durch_Intervalle_Beispiel_1_Schritt_6.jpg

Ich möchte langsam zu einem Abschluss kommen und es noch etwas zuspitzen. Ich nutze wieder kleine Sekunden und das rhythmische Motiv, das schon öfter vorkam - jetzt allerdings zwei mal das Motiv aneinander gereiht. Insgesamt gehe ich in der Tendenz mit der Melodie aufwärts, um zu einem Höhepunkt zu kommen:

Melodien_durch_Intervalle_Beispiel_1_Schritt_7.jpg

Abschließend baue ich noch eine Quinte ein, die obendrein auf der Quarte unter dem Anfangston liegt, sodass der Endton wieder zum Anfangston führen möchte. Würde man es mit Funktionsharmonik beschreiben, könnte man sagen, dass der Endton auf der Dominanten landet:

Melodien_durch_Intervalle_Beispiel_1_Schritt_8.jpg

Die gesamte Melodie klingt letztendlich so:

Melodien_durch_Intervalle_Beispiel_1_Final.jpg

Natürlich war ich in Gedanken teilweise schon in einer gewissen Tonart. Das Prinzip, dass Intervalle eine Wirkung haben können, bleibt davon aber unberührt und gilt trotzdem. Außerdem habe ich in den Notenbeispielen auf Vorzeichen am Anfang der Notenzeile verzichtet, da die Ausschnitte ggf. sonst unklar gewesen wären (Musikerkolleg*innen können das hoffentlich nachvollziehen).


Fazit

Dieser Praxistipp ist letztendlich nur eine Idee. Man kann (ggf. wäre es sogar sinnvoll!) im Endeffekt natürlich verschiedene Techniken kombinieren, um eine Melodie zu komponieren. Ich persönlich arbeite sehr gerne harmonisch orientiert, sodass sich Melodietöne und Harmonien im Komponiervorgang direkt ergänzen. Das ist, wenn man es so möchte, so gesehen auch eine Mischung aus verschiedenen möglichen Ansätzen eine Melodie zu kreieren. Alternativ kann man z.B. auch Melodien komponieren, indem man sich schlicht an den Tonleitertönen orientiert und nur diese nutzt. Nimm dir das mit, was dir etwas bringt und was dich inspiriert - das ist das Wichtigste!