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Particell

Als Particell bezeichnet man im Grunde eine Skizze eines Musikstücks. Ich verwende den Begriff hier als Kompositionstechnik, mit der man skizzenhaft Passagen, Ideen oder das ganze Stück in möglichst abstrakter Form festhält.


Vorgehen

Bei dieser Technik lade ich in meine DAW meist ein virtuelles Klavier in eine eigene Spur. Das kann aber auch jedes andere Instrument sein. Es könnte auch einfach nur ein Synthesizer sein, der einen Piepton erzeugt. Hauptsache man kann damit polyphon spielen und entsprechend Melodie und Akkorde gleichzeitig erklingen lassen.

Meistens arbeite ich gerne mit einem musikalischen Thema, das ich mir ausdenke. Natürlich kann es auch mehrere Themen geben. Eventuell gibt es auch erst einmal nur eine Akkordfolge. Das ist nicht zu sehr wichtig. Die Hauptsache ist, dass ich wenigstens eine grobe musikalische Idee habe, womit ich arbeiten kann.

Wenn so eine Idee oder ein Thema vorhanden ist, nutze ich die Klavierspur, um den nächsten folgenden Abschnitt schon einmal mit einer Melodie, Akkorden oder ähnlichen Motiven "vorzukomponieren". Dabei achte ich nur grob darauf, welche Instrumente vorhanden sind und was diese dann nachher spielen könnten. Es geht (mir) vor allem darum, auf melodischer Basis und ggf. zusätzlich mit Akkorden die Struktur des Stücks voranzubringen.

Danach fange ich an diese Klavier-Passage für die Stimmen des jeweiligen Ensembles des Projekts zu arrangieren. Manchmal kommen mir dabei auch noch zusätzliche Ideen, die ich einfach einarbeite, auch wenn sie von der Klavierspur abweichen! Wie konkret so eine Spur arrangiert werden kann, wäre allerdings Stoff für ein anderes Kapitel. Achte mitunter grob darauf, welcher Part von hohen und welcher Part von tiefen Instrumenten gespielt werden kann - so als Ausgangspunkt. (;


Beispiel

Ich hatte in einem Hörspiel von mir ein Thema für einen Charakter entwickelt. In einer Szene ging es nun darum, diese Thema zu nutzen und der Stimmung und den Geschehnissen der Szene anzupassen.

Die Klavierstimme - also das Particell - war dieses hier:

Diese Passage ist quasi zweiteilig: erst in höherer Lage und eher sachte, danach in tieferer Lage und plötzlich lauter. Diese Passage habe ich im Anschluss im Orchester wie folgt arrangiert / orchestriert:

Hier und dort gab es kleine Änderungen, aber der Ablauf ist im Kern geblieben. Im weiteren Verlauf des Stücks bin ich ähnlich vorgegangen. Am Anfang des Stücks hingegen nicht. Es ist also, meiner Erfahrung nach, völlig in Ordnung, diese Technik einfach dann zu nutzen, wenn sie gebraucht wird und hilfreich ist.


Fazit

Diese Technik hilft mir, wenn ich vor allem auf abstrakter Melodie- oder Akkord-Basis eine Idee verfolgen möchte, ohne auf konkrete Instrumentation oder Arrangement achten zu wollen. Ein weiterer Vorteil ist, dass ein Musikstück oder nur Abschnitte für ein solches bereits vorab "geplant" werden können, ohne sie konkret produzieren zu müssen. Das kann auch z.B. hilfreich sein, wenn man Musik zu einem Film macht und z.B. dem Regisseur erst einmal seine groben Ideen unterbreiten möchte. Manchmal lassen sich so vorab bereits unnötige Korrekturschleifen vermeiden.