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Intervalle

Wenn man Töne nacheinander (sukzessiv / sequenziell) oder auch gleichzeitig (simultan) spielt, haben diese stets einen Gewissen Abstand zueinander. Diesen Abstand nennt man Intervall in der Musik. Sukzessive Intervalle kann man auch melodische Intervalle nennen und simultan erklingende Intervalle harmonische Intervalle vgl..


Halbton und Ganzton

Als Grundlage möchte ich vorweg festigen, dass es Halbtöne und Ganztöne gibt. Später wird sich herausstellen, dass beide eigentlich nur für gewisse Intervalle stehen (vorweg genommen: kleine Sekunde und große Sekunde). Stellen wir uns eine Klaviatur vor (Abbildung kommt gleich) und beginnen bei einem c. Gehen wir jetzt auf die nächste schwarze Taste (also das c#/db dann), haben wir einen Halbton-Schritt gemacht. Gingen wir hingegen vom c auf die nächste weiße Taste d, hätten wir in diesem Fall einen Ganzton-Schritt gemacht:

halbton_ganzton_keyboard.jpg


D.h. ein Halbton ist der Schritt "einer Klaviertaste" zur nächsten Taste und ein Ganzton ist hingegen quasi "zwei solche Schritte".

Warum es Halbton und Ganzton als Begriff überhaupt gibt und man nicht direkt die jeweiligen Intervallnamen nutzt, erklärt sich aus der sogenannten Diatonik des Musiksystems. Das heißt so viel wie "Durch Ganztöne gehend"vgl.. "Dia-WAS?" - ja, ich weiß, so viele Begriffe auf einmal. Grob zusammengefasst kann man sich das so vorstellen: wir haben bekanntlich ja 12 Töne in einer Oktave zur Auswahl, wovon wir im abendländischen Raum für eine übliche Tonleiter aber nur sieben nutzen. D.h. 5 Töne bleiben noch irgendwie übrig, richtig? Wenn man jetzt wieder auf das Klavier blickt (siehe oben), bemerkt man, dass es in einer Oktave, also bevor sich die Töne wiederholen, stets 5 schwarze Tasten gibt. Klingelt was? (-;


Stufen / Stammtöne

Die Unterscheidung von rein, groß und klein ist ein Punkt, der gerade für Anfänger immer erst einmal etwas schwer zu verstehen ist. Deshalb nutze ich einfach zunächst den Begriff Stufe und versuche das anhand von Tönen auf der Klaviatur zu veranschaulichen. Hier noch einmal die weißen Tasten einer Klaviatur beschriftet - diese Töne kann man auch Stammtöne nennen und wir befinden uns in der Tonleiter C-Dur. Mehr zu Tonleitern dann im entsprechenden Buch. Jetzt erst einmal nur die weißen Tasten betrachten, ohne sich zu sehr darüber Gedanken zu machen:

c-dur_keyboard.jpg

Wenn man diese Töne nacheinander einfach durchnummeriert, erhält man die Stufen. Daraus ergeben sich für die Stammtöne c, d, e, f, g, a, b, c' die Stufen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 und 8. (Achtung: in einer anderen Tonart wären die Stufen relativ verschoben und entsprechend andere Töne!) Diese Stufen können wir jetzt bereits mit den Intervallnamen bezeichnen. Man könnte (obgleich sich die Töne nach oben ja nur wiederholen) auch noch höher gehen und auch von Stufen über der 8 sprechen. Dazu mehr im nächsten Abschnitt.


Intervallnamen

Die Intervallnamen wären für die Stufen entsprechend:

Stufe Intervallname
1 Prime
2 Sekunde
3 Terz
4 Quarte
5 Quinte
6 Sexte
7 Septime
8 Oktave
9 None
10 Dezime
11 Undezime
12 Duodezime
13 Tredezime
14 Quartdezime
15 Quintdezime oder Doppeloktave

Die schräggedruckten Stufen sind alle über einer Oktave und eher ein bisschen seltener. In der Akkordbildung werden die eher vorkommen können, aber für den Anfang hier möchte ich nicht zu kompliziert werden.


Rein, groß und klein

Wie bereits erwähnt, können einige Intervalle rein, groß oder klein sein. Das kann man mitunter von der Obertonreihe aus der Physik ableiten. Stell dir eine schwingende Saite vor. Folgend ein Bild vorab, das ich darunter erläutere:

rein_groß_klein.jpg

Die offene Saite stellt für sich jetzt den Ausgansgton da - bezeichnen wir sie als Prime - die ist rein. Gehen wir jetzt die Obertonreihe aufwärts: wir teilen quasi die Saite bei 1/2. Die Saite schwingt doppelt so schnell, es handelt sich um eine Oktave - die ist rein. Teilen wir die Saite, sodass 2/3 schwingen, erhalten wir eine reine Quinte. Die Teilung bei 1/4 lässt 3/4 der Saite schwingen und wir erhalten die reine Quarte. Danach kämen weitere Teilungen, z.B. sodass 4/5 schwingen, was einer großen Terz entspräche. Hier verlassen wir dann also das "Gewässer der reinen Intervalle". vgl.

Die reinen Intervalle habe ich im Kapitel Intervalle und ihre Wirkung als eher leer klingend bezeichnet (meine subjektive Empfindung). Man könnte natürlich auch von rein im Klang sprechen, da diese Intervalle tendenziell (auch letztendlich meine eigene subjektive Empfindung) eher weniger Charakter zu haben scheinen. Die physikalische Betrachtungsweise kann daher ggf. ein interessanter erklärender Aspekt sein, um auch zugleich die Theorie enger mit der Praxis zu verbinden.


Intervalle

Betrachten wir jetzt einmal immer vom untersten Ton c ausgehend die Intervalle zu den anderen (Stamm-) Tönen - wieder auf einer Klaviatur:

intervalle_keyboard.jpg

Prime

Die Prime wirkt erst einmal unsinnig, da es sich um den gleichen Ton handelt. Aber es kann Sinn ergeben, wenn man z.B. eine Melodie mit wiederholenden Tönen hat - die sind dann theoretisch im Abstand einer Prime zueinander.


Sekunde

Betrachten wir den Abstand vom c, also der 1. Stufe, zum d, also der 2. Stufe: es handelt sich um eine Sekunde. Wir sehen allerdings, dass noch eine schwarze Taste, also ein weiterer Halbton, zwischen diesen Tönen liegt. Im abgebildeten Fall heißt das Intervall entsprechend große Sekunde - zur schwarzen Taste db hieße das Intervall dann kleine Sekunde. Hier beginnt auch schon die Logik der Bezeichnung der Töne. Ich schreibe bewusst db und nicht c#. Denn die Stufe von der aus wir dieses Intervall mit kleine Sekunde benennen, wäre die zweite. Und das wäre als Stammton das d. Diesen Stammton d tiefer alteriert wäre dann db.


Terz

Von c zum Ton e ist in der Abbildung eine große Terz. Wir können sehen, dass es aber auch hier wieder eine schwarze Taste vor dieser Terz gäbe: dies wäre die kleine Terz und der Ton hieße dann eb.


Quarte

Die reine Quarte ist von c zum Ton f. Davor liegt keine schwarze Taste und das Intervall gibt es sogesehen nur als rein.


Quinte

Der Ton c zum Ton g ist eine reine Quinte. Aber moment mal! Was ist denn mit der schwarzen Taste zwischen der Quarte und der Quinte? Es handelt sich um ein f# / gb ...


Tritonus

... und dieses Intervall vom c zu f# / gb nennt man dann Tritonus. Der Tritonus teilt eine Oktave genau in der Hälfte und ist eines der schrägsten Intervalle. Mehr zur Wirkung von Intervallen in einem anderen Kapitel.


Sexte

Die Sexte ist das Intervall vom c zum a. Hier handelt es sich wieder um die große Sexte für die genannten Töne und um die kleine Sexte bei den Tönen c zu ab.


Septime

Von c zum b handelt es sich um eine große Septime. Eine kleine Septime wären c zu bb.


Oktave

Der Ton c zu c' wäre dann letztendlich eine reine Oktave. Danach geht es wieder von der Logik von vorne los.


None

Danach käme z.B. die None, die sich wie die Sekunde verhält: es gibt eine kleine und eine große None. Und so weiter. Bis hier hin erst einmal nur.


vermindert / übermäßig

Ein Intervall kann unabhängig davon, ob es klein, groß oder rein ist auch alteriert werden. So kann man z.B. theoretisch den Abstand von c zu einem c# als eine übermäßige Prime bezeichnen. c ist ja auch im Ton c# betrachtet stets vom Stammton c ausgehend und somit eigentlich eine Prime. Aber c und c# sind ja trotzdem unterschiedlich klingende Töne.

Der Tritonus ist somit auch als übermäßige Quarte oder verminderte Quinte zu betrachten.

Sollte das Prinzip noch nicht klar sein, schreib mich unbedingt an - ob Schüler oder nicht ist dabei egal! Ich möchte das Portal stets so verständlich wie möglich halten, danke!


Intervalle Übersicht

Die Intervalle hier noch einmal in einer tabellarischen Übersicht:

Stufe Intervallname Halbtöne
1 Prime 0
2 kleine Sekunde 1
2 große Sekunde 2
3 kleine Terz 3
3 große Terz 4
4 Quarte 5
4/5 Tritonus 6
5 Quinte 7
6 kleine Sexte 8
6 große Sexte 9
7 kleine Septime 10
7 große Septime 11
8 Oktave 12
9 kleine None 13
9 große None 14
10 kleine Dezime 15
10 große Dezime 16
11 Undezime 17
11/12 Oktave + Tritonus 18
12 Duodezime 19
13 kleine Tredezime 20
13 große Tredezime 21
14 kleine Quartdezime 22
14 große Quartdezime 23
15 Quintdezime oder Doppeloktave 24

Praxisbezug

Intervalle haben meiner Erfahrung nach alle eine gewisse Wirkung, die ich unter "Intervalle und ihre Wirkung" versucht habe einmal zu demonstrieren. Ich bin ein Komponist, der sehr viel in Harmonien und Akkordtönen, und somit irgendwie auch entsprechend in Intervallen denkt. Entsprechend finde ich es wichtig sich für die Praxis die Intervalle wenigstens mit ihrer Wirkung einmal genauer zu verinnerlichen. Die Bezeichnungen werden - wie mit vielen anderen Dingen in der Musiktheorie - dann entscheidend, sobald man sich mit anderen über diesen Bereich austauschen möchte. Ich empfehle es durchaus diese paar Begriffe zu lernen, bin aber niemand, der findet, dass das jetzt grundlegend entscheidend wäre, um Musik machen zu können.

Geeignete Übungen:

Praxistipps: